Pressetexte
Stellt sich die Frage überhaupt – warum Malerei?
Noch nie wurden mehr Illustrierte angeboten, standen mehr TV-Kanäle zur Verfügung, wurden gleichzeitig mehr Kinofilme gezeigt, als jetzt. Der Postkasten quillt über von grellen Angeboten. Die Werbung hat den letzten Rest weißer Fläche in der urbanen Landschaft okkupiert, das Konsum-Disney-World der Großstädte bedrängt uns mit visuellen Reizen.
Dass wir uns täglich dieser Bilderflut ausliefern, dafür sind nur wir selbst verantwortlich. Wir Gemeinschaftswesen und Stadtbenützer. Wir tummeln uns zwischen all den bunten Signalen, von morgens, um täglich Alles zu lesen, bis nachts, wo wir den Tag schon lange nicht mehr mit Zeit im Bild beschließen. Und da kommt ein Maler, der noch weitere Bilder liefert. Ist es denn nicht schon genug der Bilder?
Die Frage ist jetzt nicht mehr, wie wir uns diesen visuellen Eindrücken entziehen können, sondern wie damit umgehen? Unseren Umgang mit den Dingen haben wir selbst in der Hand. Niemand zwingt uns, in die Stadt, die Galerie zu gehen. Es ist Jedermanns persönliche Entscheidung, Bilder anzuschauen.
Diese Bilder hier sind eigen, sie sind nicht aufdringlich. Es sind farbige Rechtecke, die merklich händisch hergestellt sind. Diese Bilder sind nicht aggressiv. Sie wollen uns keine Meinung aufschwatzen, sie wollen uns nichts verkaufen, sie bedrängen uns nicht.
Handwerklich gut gemachte Bilder, die einfache Zeichen formulieren. Ganz in ihrem Metier ruhend zeigen sie sich in facettenreichem Vokabular. Die Formate zeigen uns die ausdauernde Beschäftigung mit Form und Farbe, mit Lasuren und Schichtungen, mit Vordergründen und Tiefenwirkung. Es wird nichts vorgetäuscht, die Farbe rinnt über die Leinwand und tropft auf den Boden.
Hans Schubert will uns nichts weismachen. Er ist Maler, weil das seine Welt ist, und weil er malen kann. Das ist seine Stärke. Er fühlt sich wohl im Atelier, wenn er an seinen Formaten arbeitet. Und das ist sein Recht.
Es ist unsere eigene Entscheidung, ob wir seine Bilder anschauen.
Gerhard Paul
Wickie und die starken Zeichen
zur Malerei von Hans Schubert
Wenn Hans Schubert in früheren Arbeiten Monumentalität mit zeichen-, und ornamenthaften Zitaten durchsetzte und damit großzügige , elegante, archaisch anmutende Bilderwelten entstehen ließ, dann bestechen die neuen Arbeiten durch eine Heiterkeit, die sich aus schnappschussartigen Bestandsaufnahme einer comic-haften Wirklichkeit filtrieren lässt.
Mit einer Selbstverständlichkeit und Unbekümmertheit eröffnet sich dem/der BetrachterIn eine Bildsprache, deren haptische Qualität unmittelbar und bruchlos wirkt, und so mitten in ein Geschehen hineinzieht, das den/die RezipientIn sozusagen glauben macht, aber nur, um im nächsten Moment eben jene Illusion zu stören, die Malerei mitunter zu vermitteln mag.
Schuberts Witz besteht nämlich im Oszillieren von Abstraktion und schon real bekanntem, im demonstrieren einer Dinghaftigkeit, die sich erahnen lässt und spürbar ist, und die, indem sie sich herkömmlichen Sehgewohnheiten entzieht, zum Zeichen wird.
Diese Doppeldeutigkeit wird zusätzlich vom Vorhandensein morphologischer Kürzel von Spiralen, Mäander und Mandorlen überlagert, die sich, in aller Leichtigkeit, wie Spuren eines kollektiven visuellen Gedächtnisses in die Bildwirklichkeit mit eingliedern.
Die Thematik dieser parallel laufenden Bedeutungsebenen wiederholt sich auch im Wechselspiel von Zwei-, und Dreidimensionalität der abgebildeten Formen, also zwischen Flächigkeit und Räumlichkeit, wodurch zum einen auf die Buchstäblichkeit und Objekthaftigkeit des Bildträgers hingewiesen wird, gleichzeitig aber auch der Zaubertrick des Bildes als imaginärer, in die tiefe gehender Raum, vorgeführt wird.
Zu deuten ist nun Sache des/der Betrachters/in. Man mag sich, im schauen und Erkennen über die Schemen der eigenen Prägung, des eigenen Spiegelbildes, amüsieren.
Anita Fricek
Hans Schubert gehört einer KünstlerInnengeneration an, die gelernt hat, sich den komplexen Anforderungen des medialen Zeitalters, das sich in den technisierten Gesellschaften des beginnenden 21. Jahrhunderts abzeichnet, zu stellen.
Dieses Kunstverständnis bricht mit tradierten Vorstellungen des eigenbrötlerischen Künstlertypus, des Genies, das sich in weltabgewandter Stille der Schau der Dinge hingibt. Künstlerinnen und Künstler heute arbeiten vielmehr daran, ihr spezialisiertes Können an der Schnittstelle zu gesellschaftlichen und politischen Mechanismen auszuüben. Strukturen des Alltags gilt es da aufzuzeigen, Seh- und Denkgewohnheiten zu destabilisieren. Dies abverlangt dem/der KünstlerIn Wendigkeit und Wachsamkeit und einen flexiblen Umgang mit den unterschiedlichsten künstlerischen Medien, denen sich die KünstlerInnen je nach Intention und Aufgabenstellung bedienen.
Die Arbeiten des 1964 in Wien geborene Künstlers Hans Schubert zeigen sich farbintensiv und formal ausgewogen, die reduzierte Bildsprache mag an den Witz und die Zeichenhaftigkeit von Comics erinnern. Diese der Populärkultur nahe stehenden Bildinhalte sind jedoch von klassischer, zeitloser Schlichtheit und zeugen von einem malerischen Verständnis, das um ein kollektives, visuelles Gedächtnis weiß, welches sich über Jahrhunderte gebildet hat. So sind die Formen, also die Kreise, Ellipsen, Spiralen und Mandorlen, die in Schuberts Arbeit immer wieder auftauchen, wie ein uraltes, bildnerisches Alphabet.
In seinen Bildern überlagert Schubert mehrere Arten von visueller Sprache, also die der in Comics gebräuchlichen Reduktion, die der malerischen Abstraktion, und die der Lehre der Formen. Die vielen Malschichten, welche die Bildoberfläche aufbauen, sind wie der im Material sichtbar gemachte Prozess dieser Vorgangsweise. Und doch sind die Arbeiten von einer scheinbar mühelosen und spielerischen Leichtigkeit, die zu erringen es eines Großmaßes an Erfahrung und Reife bedarf.
Im Crossover künstlerischer und angewandter Disziplinen entspricht Hans Schubert dem Credo seiner Zeit. Was Schuberts Werk jedoch so auszeichnet und all seine Arbeiten bestimmt, ist jene Kombination, die zur unverwechselbaren Handschrift geworden ist – nämlich Humor und Eleganz.
Anita Fricek
Der mutige Maler
Hans Schubert ist Maler. Sein Feld ist die Oberfläche. Hier experimentiert er herum, mit Farbe, Form und Struktur. Was im ersten Moment plakativ wirkt (und das soll es auch, da der Betrachter optisch überzeugt werden will), soll erst durch das intensive Anschauen zur eigentlichen tiefe der Oberfläche führen. Es sind Kreise, Streifen, und die Kombination daraus, das Ornament. So konstruiert Hans Schubert sein malerisches Spektrum.
Wenn dieser erste Schritt seiner Produktion abgeschlossen ist, kommen die Bilder in die Galerie. Und hier manifestiert sich der zweite Teil seines Konstrukts: Hans Schubert stellt seine Arbeit der freien Assoziation zur Verfügung. Er gibt keinen Bildtitel, jeder Betrachter soll sich selbst ein eigenes Bild machen. Aber er spielt ein gefährliches Spiel: denn er arbeitet mit dem Argument des „Schönen“. Wenn dem Betrachter seine Arbeit gefallen soll, muss er sie „schön“ finden. Aber für „Schönheit“ gibt es keine objektiven Kriterien. Er überlässt es der subjektiven Entscheidung des Betrachters, ob aus seiner Arbeit ein Werk wird.
Hans Schubert ist ein mutiger Maler.
Gerhard Paul